Die Stadtwerke-Geschäftsführer Monika Otten (Hemer, 3. v. li.), Hans-Jürgen Karthaus, Alexander Nickel (beide Balve, 3. und 2. v. re.) und Bernd Reichelt (Menden, re.) haben sich den Fragen von Christian Schweitzer und Gudrun Winner-Athens, Vorsitzende der Wirtschaftsinitiative Nordkreis, gestellt.

Sorge um bezahlbare Energie im Fokus

Auch zum Thema Blackout gaben drei Stadtwerke-Geschäftsführer beim Unternehmerfrühstück Einblicke. Droht irgendwann ein Blackout? Steigen die Strompreise weiter unaufhörlich? Beim Thema Energie gibt es in der aktuellen Lage viele Unsicherheiten. Aufgegriffen wurde die Problematik beim Unternehmerfrühstück am Donnerstagmorgen im Alten Casino. Vertreter der Stadtwerke Hemer, Menden und Balve schilderten die Lage am Strommarkt und ihre Erwartungen an die Zukunft.
Rund 90 Unternehmer nahmen am Unternehmerfrühstück teil. Dieses Mal hatte nicht nur die Stadt Hemer und die heimische Wirtschaftsinitiative eingeladen. Auch die Wirtschaftsinitiative Nordkreis organisierte das Treffen mit. Da Ähnliches im gleichen Zeitraum geplant war, wurden die beiden Veranstaltungen zusammengelegt.

Volle Gasspeicher sorgen für Entspannung an den Märkten
Nach einem kleinen Austausch der Gäste und einer Rede von Bürgermeister Christian Schweitzer stellte Monika Otten, Geschäftsführerin der Stadtwerke Hemer, die Lage auf dem Energiemarkt dar. Nachdem der Gaspreis im August diesen Jahres seinen Höchststand erreicht hat, erwartet die Stadtwerke-Chefin über den Winter erst einmal eine leichte Entspannung.
„Die Gasspeicher sind voll. Wir erwarten einen Rückgang der Preise“, sagte sie. Dies halte aber wahrscheinlich nicht lange an. Wenn das Gas über den Winter verbraucht wird, dürften die Preise im Sommer wieder ansteigen. Hohe Gaskosten also im Sommer – für die Stadtwerke eher ungewöhnlich.
Bernd Reichelt, Geschäftsführer der Stadtwerke Menden, merkte an, welche Art von Gas sich in den Speichern befinde: „Wir haben da Gas, was extrem teuer eingekauft wurde.“ Obwohl die Preise auf dem Markt heruntergehen, müssten die Stadtwerke vermutlich die weiterhin hohen Preise verlangen. „Der Anstieg kommt in den kommenden Jahren. Das wird schwer zu kommunizieren sein“, so der Mendener Stadtwerke-Chef. Insgesamt müssten „kleine Stadtwerke“ sehen, dass sie nicht in eine „Sandwich-Position“ zwischen dem Endkunden und Markt sowie Bundesregierung kommen. „Wir brauchen Schutz, wir sind kein Privatunternehmen, sondern im öffentlichen Auftrag unterwegs“, so Reichelt.

Das Schreckensszenario eines flächendeckenden Stromausfalls
Hans-Jürgen Karthaus, einer der beiden Geschäftsführer der Stadtwerke Balve, hatte vorher auf den bürokratischen Aufwand von Stadtwerken im Bezug auf die Entlastungspakete des Bundes und die beschlossene Gaspreisdeckelung ab März 2023 hingewiesen. Stromversorger müssten, so Karthaus, die Dezemberhilfe an die Kunden weitergeben, müssten aber auch Anträge und Überprüfungen in die richtigen Bahnen lenken, bevor sie das Geld von der KfW-Bank bekämen. „Als kleine Stadtwerke sind wir nicht in der Lage, das vorzustrecken“, sagte er.
Ein Schreckensszenario für viele Unternehmen sind auch längere Stromausfälle bzw. Blackouts. „Das Stromnetz ist viel angespannter als früher“, sagte Monika Otten. Ein flächendeckender Stromausfall sei ihrer Ansicht nach aber trotzdem in der nächsten Zeit eher unwahrscheinlich. Die Stadtwerke-Chefin stellte in diesem Zusammenhang verschiedene Szenarien vor, die der Stromnetzbetreiber Amprion kalkuliert habe.
Im negativsten Szenario – Flaute bei Wind und Sonne, Ausfall der französischen Atomkraftwerke durch Wasserknappheit und ein erhöhter Stromverbrauch durch den Gebrauch massenweiser Heizlüfter – könnte das Stromnetz temporär überlastet sein. Die Stadtwerke würden dann mit vordringlichem Bedarf die Wasserversorgung, die Krankenhäuser und andere infrastrukturell wichtige Stellen versorgen. Alexander Nickel, Mitgeschäftsführer der Stadtwerke Balve, ergänzte: „Da müsste schon viel zusammenkommen, damit das passiert.“
Die Frage über die Zukunft der Energieversorgung beantwortete Bernd Reichelt von den Stadtwerken Menden: „Der Weg bleibt erneuerbar.“ Es sei nötig, in erneuerbare Energien zu investieren, um sich von den fossilen Energieträgern verabschieden zu können.

Die Nutzung von Wasserstoff über Erdgas-Leitungen?
Gudrun Winner-Athens, Vorsitzende der Wirtschaftsinitiative Nordkreis, plädierte dafür, ergebnisoffen nach Möglichkeiten zu suchen und nicht dogmatisch. Sven-Uwe Höhm, Geschäftsführer von Silgan Dispensing in Hemer, kritisierte die aktuelle Energiepolitik. „Das ist Kamikaze für die Wirtschaft – vor allem für energieintensive Unternehmen. Mit Vollgas gegen die Wand“, sagte er und fragte nach der möglichen Nutzung von Erdgas-Leitungen für Wasserstoff.
Monika Otten verwies in ihrer Antwort auf Bemühungen von Westenergie in Arnsberg, die sich aber noch im Projektstatus befänden. „Real ist da noch nichts geplant“, sagte die Stadtwerke-Chefin. In einer „Zukunftskommission“ erarbeite man als Stadtwerke ergebnisoffen Lösungen.
Gustav Dieter Edelhoff von Lobbe fragte, ob eine Zusammenlegung der Stadtwerke in der Region von Vorteil sei. Monika Otten erklärte, dass dies auch mit hohen Investitionen in das Stromnetz in Verbindung stehe. Petra Pientka, Geschäftsführerin der Gebrüder-Nolte-Gruppe, fragte nach der Sicherheit der Wasserversorgung. Monika Otten antwortete: „Wir werden sehen, dass Wasser ein hohes Gut sein wird.“ Für die Stadtwerke sei dies im Angesicht von Talsperren, die sich aufgrund der Trockenheit nicht mehr füllen, eine zusätzliche Baustelle.
Zuletzt wies Georg Verfuß, Bauunternehmer und Vorsitzender der Wirtschaftsinitiative Hemer, auf das 25-jährige Bestehen der Wirtschaftsinitiative hin. Das Jubiläum will der Verein am 28. November im Alten Casino feiern.

Quelle: IKZ Hendrik Schulze Zumhülsen

 

Die Stadtwerke-Geschäftsführer Monika Otten (Hemer, 3. v. li.), Hans-Jürgen Karthaus, Alexander Nickel (beide Balve, 3. und 2. v. re.) und Bernd Reichelt (Menden, re.) haben sich den Fragen von Christian Schweitzer und Gudrun Winner-Athens, Vorsitzende der Wirtschaftsinitiative Nordkreis, gestellt.