Rund 3000 Schüler besuchen die Ausbildungsmesse „Karriere im MK“ und werden von den Firmen umworben. Das Spielfeld hat sich schon seit Jahren verändert. Die angehenden Schulabgänger rennen den Ausbildungsplätzen nicht mehr hinterher. Es sind eher die Unternehmen, die sich verstärkt um die Besetzung ihrer Stellen bemühen. So auch auf der Ausbildungsmesse „Karriere im MK“, wie Aussteller, Organisatoren und Vertreter von Verbänden die Rückmeldung geben. Am Mittwoch besuchte der Löwenanteil der 3000 angemeldeten Schüler aus 28 Schulen das Messegelände im Sauerlandpark und im Grohe-Forum.
Vor allem im Zelt auf dem Himmelsspiegel drängen sich die Schülermassen zwischenzeitlich durch die Gänge. Immer wieder bemerkt man Vertreter von Firmen, die auf die Schüler zugehen, sie auf ein Spiel einladen oder einen Geschenkartikel verteilen. Alles sind Einstiegsmöglichkeiten, um Gespräche mit den jungen Leuten führen zu können. Gute Leute für den Betrieb zu finden, ist für viele Unternehmen eine Herausforderung.
Großes Interesse an den Ständen der Bundeswehr und der Polizei
Auf der anderen Seite sind die Schüler, die mit sehr unterschiedlichen Vorstellungen die Messe besuchen. Einige wissen nicht so recht, wie ihre Zukunft aussehen soll. Eine junge Frau würde gerne Architektin werden, auf der Messe wurde ihr aber die Arbeit des Automechanikers wohl schmackhaft gemacht. Einige andere reagieren eher einsilbig und ratlos auf die Frage, wie sie sich ihre berufliche Zukunft vorstellen. Eines der Ziele der Messe ist es auch, jungen Menschen eine Orientierungshilfe zu bieten.
Einige Teilnehmer treiben es sogar auf die Spitze und fragen vor einem Gespräch erst einmal, was es für Geschenkartikel zu holen gibt. Ein Vorgehen, das viele Aussteller auf der Suche nach den zukünftigen Fachkräften erst einmal nicht abzuschrecken scheint. Manch einer gibt offen zu, dass er nur wegen der Schule vor Ort ist. Menschliches Verhalten.
Dann gibt es noch Schüler, die sich schon eine Meinung zu einem Beruf gebildet haben und weitere Informationen und Chancen suchen. Die 16-jährige Mara hat sich zum Beispiel schon vorher über Zahnmedizin und Zahntechnik informiert und sucht weitere Informationen zu Zugängen zum Beruf. „Eine Ausbildung könnte ich mir schon vorstellen“, sagt sie.
Der 16-jährige Can möchte Polizist werden und hat sich im Vorfeld über die Ausbildung informiert. „Ich möchte meiner Stadt etwas zurückgeben“, teilt er seine Motivation mit. Er findet es schade, dass er sich nicht schon vor Ort bewerben kann.
Allgemein scheint der Stand der Bundeswehr und der Polizei viele Interessierte anzuziehen, wie auch Thomas Haude vom Organisationsteam von „Karriere im MK“ sagt. Dass immer viel los am Stand ist, kann auch Polizeihauptkommissarin Anika Bäcker bestätigen. Viele Fragen drehen sich auch um den neuen Schulversuch an einigen NRW-Berufskollegs, der auch Schülern mit einem mittleren Schulabschluss Zugang zu einer höheren Laufbahn im Polizeidienst bieten soll. Das Eugen-Schmalenbach-Berufskolleg in Halver bietet zum Beispiel ab dem Schuljahr 2023/24 den Bildungsgang Fachoberschule im Polizeivollzugsdienst an.
Jörg Schuhmacher, Leiter der Berufs- und Studienberatung der Agentur für Arbeit Iserlohn, hat eine mögliche Erklärung für das hohe Interesse an der Bundeswehr, der Polizei oder dem öffentlichen Dienst als Arbeitgeber. „In Zeiten der Krise suchen die jungen Leute einen Arbeitsplatz, der sicher ist“, ist er überzeugt. Insgesamt fehle es vielen jungen Leuten an Orientierung, da durch die vergangenen Corona-Jahre der Zugang zu Beratungsangeboten kaum vorhanden war.
Der stellvertretende Landrat Bernd Schildknecht erklärte in einer Runde mit den vier Bürgermeistern der Städte Hemer, Iserlohn, Menden und Balve, der Organisatoren sowie Vertretern des Märkischen Arbeitgeberverbandes und der Kreishandwerkerschaft die Wichtigkeit solcher Messen für die mittelständischen Unternehmen. „Die jungen Menschen müssen ein Interesse haben, hier im Märkischen Kreis zu bleiben und sich ein Nest zu bauen“, sieht er als Voraussetzung für die Bekämpfung des Fachkräftemangels in der Region.
Die große Sorge des Fachkräftemangels
Dr. Andreas Weber vom Märkischen Arbeitgeberverband merkte an, dass die erste Sorge der Unternehmen im Moment der Nachschub in den Lieferketten sei. „An zweiter Stelle steht aber schon der Fachkräftemangel“, sagte er. Dennis Pusch von der Kreishandwerkerschaft bekräftigte, dass es für junge Leute noch im Oktober, November oder sogar im Dezember möglich sei, in einem Ausbildungsbetrieb anzufangen.
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Quelle: IKZ Hendrik Schulze Zumhülsen