Nicht nur dürfte ein Großteil der exportorientierten Unternehmen Umsatzeinbußen verzeichnen, auch die nicht vorhandene Betreuungssituation in den Kitas und der Kontakt zu Kunden ist für die Hemeraner Industrie mit Schwierigkeiten verbunden. Allerdings scheint es Lösungen zu geben, wie eine kleine Umfrage der Heimatzeitung ergeben hat.
„Das entscheiden wir von Fall zu Fall“, erklärt Dr. Martin Radtke, Geschäftsführer des Stanzteile-Herstellers Lang und Menke, die Arbeitssituation seiner Arbeitnehmer. Bei der Verwaltung gebe es schon ein paar Mitarbeiter, die ins Homeoffice gehen, bei der Produktion sei das nicht möglich. In ganz dringenden Fällen könnten Kinder von Büroangestellten mit in die Firma gebracht werden. „Das ist aber noch nicht passiert und ist wirklich nur für den Notfall gedacht“, sagt Dr. Radtke. Die rund 250 Mitarbeiter haben bisher ihre Kinder bei Verwandten untergebracht oder eine andere Lösung gefunden. Allerdings muss die Firma auch auf tagesaktuelle Entwicklungen reagieren.
Kundenbesuche sind in Zeiten Corona schwierig
Wirtschaftlich ist für das Unternehmen ein Faktor, dass sie einen Exportanteil von rund 50 Prozent hat. Welche Auswirkungen die Corona-Krise für den Umsatz der Firma haben wird, kann Dr. Radtke bisher nicht genau sagen. „Die Güter stapeln sich an den Häfen, das können wir nicht beeinflussen und auch nicht überblicken“, erklärt der Geschäftsführer des Stanzteile-Herstellers.
In einer etwas anderen Situation ist der Verpackungshersteller Schulte Verpackungssysteme. „Es gibt Kunden, die unsere Holzkisten auf Vorrat kaufen“, sagt Vertriebsleiter Klaus Gisselmann. Das bedeutet aber auch nicht, dass die Firma in einer entspannten Lage ist. Vor allem Kundenbesuche sind in Zeiten von Corona kaum mehr möglich. Und diese sind für ein laufendes Geschäft wichtig. „Viele Sachbearbeiter unserer Kunden sind im Homeoffice“, so Gisselmann.
Vereinzelt arbeiten Büroangestellte der Verpackungsspezialisten zwar auch im Homeoffice. Die Arbeitsplätze hat die Firma bisher aber so aufgeteilt, dass jeweils ein Mitarbeiter der Firmenverwaltung in einem einzelnen Büro sitzen kann. Auch bei der Produktion achte man auf die richtigen Abstände.
„Außerdem gab es im Vorfeld auch Schulungen im Hygienebereich für die Mitarbeiter“, schildert der Vertriebsleiter. Ausfälle von Eltern, deren Kinder nicht mehr vormittags in der Kita oder der Schule untergebracht sind, gebe es nicht. „Bisher haben wir immer eine Lösung gefunden. Zum Beispiel mit einem Schichtwechsel“, so Gisselmann. Rund 100 Mitarbeiter arbeiten bei Schulte Verpackungen, die Produktion läuft in einem Zwei-Schichten-System.
Kleinere Arbeitsgruppen in der Produktion gibt es beim Anlagenbauer Andritz Sundwig. Dort wurden die Schichten so umgestellt, dass die Arbeitnehmer mit genügend Abstand arbeiten können. Ansonsten gibt es eine Reihe von weiteren Maßnahmen und Regelungen: Mitarbeiter, die bekannte gesundheitliche Vorerkrankungen haben und zu einer Hochrisikogruppe zählen, wurde beispielsweise ein Homeoffice-Arbeitsplatz zugewiesen. Tische in der Kantine wurden umgestellt, so dass nur eine Person am Tisch sitzt.
Meetings finden nur online statt, Dienstreisen werden nach Möglichkeit verschoben. Als Ansprechpartner für die Mitarbeiter wurde eine „Task Force“ gegründet, die für die Überprüfung und Anpassung der eingeleiteten Maßnahmen zuständig ist. Ausfälle wegen der Betreuungssituation sind Kira Jacobs von der Marketingabteilung bisher nicht bekannt. „In einigen Fällen konnten die Kinder bei Verwandten unterkommen“, sagt sie.
Beim Armaturenhersteller Keuco können sich betroffene Eltern bis zu drei Tage in der Woche für die Kinderbetreuung Urlaub oder Freizeitausgleich nehmen, wie es auf Nachfrage in einer Pressemitteilung heißt. Die Kinderbetreuung soll nach den Schließungen von Kitas und Schulen wechselseitig mit dem Partner organisiert werden. Alleinerziehende haben die Möglichkeit, bis zu zwei Wochen für die Betreuung ihrer Kinder frei zu bekommen, durch Urlaub oder Freizeitausgleich. Das persönliche Zeitkonto könne zudem weiter heruntergefahren werden als sonst üblich. Mitarbeiter, die in Kontakt mit Verdachtsfällen stehen oder standen, werden konsequent nach Hause geschickt. Im Standort Hemer arbeiten rund 330 Mitarbeiter. Kurzarbeit sei bisher nicht geplant.
Quelle IKZ Hendrik Schulze Zumhülsen