Zehn Windräder sind aktuell geplant. Stadt nimmt Stellung zu Wohnen, Gewerbe und Natur im Regionalplan.
Die Bergrücken zwischen Deilinghofen und Balve könnten zum größten Windpark im Märkischen Kreis werden. Zusätzlich zu den geplanten sieben Windkraftanlagen der BayWa r.e. auf Hemeraner Stadtgebiet, plant das Unternehmen SL Naturenergie drei Windräder in direkter Nachbarschaft auf Balver Stadtgebiet. Das wurde im Rahmen des Regionalplanes bekannt.
In der Nachbarstadt Balve sorgt das Vorhaben für Widerstand. Verwaltung und Politik lehnen die Vorrangfläche an und kritisieren, dass von zehn geplanten Vorrangflächen für Windenergie im gesamten Märkischen Kreis acht im Balver Stadtgebiet angesiedelt sein sollen. Zum weiteren Vorgehen der Pläne für den Balver Wald erklärte Bürgermeister Mühling, der Investor müsse zunächst ein Umweltgutachten vorlegen. Erst dann sei die Stadt am Zuge. Investor SL Naturenergie hat auch die Windräder auf dem Kohlberg errichtet, deren Fertigstellung durch das laufende Gerichtsverfahren weiterhin ungewiss ist. Für den Windpark auf Hemeraner Gebiet läuft derzeit die Umweltverträglichkeitsprüfung. „Unser Ziel ist es, die Windenergieanlagen so schnell wie möglich ans Netz zu bringen. Ausgehend vom jetzigen Stand erwarten wir, dass im Herbst 2023 die Genehmigung für den Windpark Hemer erteilt wird“, heißt es auf der Homepage des Unternehmens.
Der Regionalplan sieht für Hemer einen Windenergiebereich recht großflächig zwischen Frönsberg und Balver Wald vor. Auf Hemeraner Stadtgebiet werden zwei Windenergiebereiche festgesetzt, auf denen die Errichtung von Windenergieanlagen „Vorrang vor allen anderen raumbedeutsamen Planungen und Maßnahmen“ haben soll. Zum einen ist dies eine Fläche südlich von Bäingsen und zum anderen ein Bereich östlich von Heppingsen. Beide Flächen liegen innerhalb von möglichen Konzentrationszonen im Stadtgebiet, die seitens der Stadt Hemer in den Jahren 2014 und 2016 auf ihre Eignung näher untersucht wurden. Beide Flächen sieht die Stadt kritisch. „Beide Flächen wurden von den Büros Ökoplan und Kortemeier wegen diverser Konfliktpotenziale nur als bedingt geeignet eingestuft. Insofern wird angeregt, die zeichnerische Darstellung der beiden Windenergiebereiche dahingehend anzupassen, dass ein 1000-Meter–Abstand zu den nächstgelegenen Wohngebäuden eingehalten wird“, heißt es in der Stellungnahme der Stadt zum Regionalplan.
Wohnbauflächen in Ihmert und auf dem Stübecken
Die Flächen für Windenergie sind nur ein Teilaspekt des Regionalplanes, der für die nächsten Jahrzehnte die Flächennutzung vorgibt. Der Ausschuss für Stadtplanung, Umwelt und Verkehr berät die städtische Stellungnahme am morgigen Dienstag. Ein interfraktioneller Arbeitskreis hat sie bereits vorberaten. Einige Änderungen schlägt die Stadt vor, hier nur einige Beispiele:
Im Ortsteil Ihmert wird angeregt, Teilflächen am Höllberg und am Haßberg für eine Wohnbebauung zurückzunehmen und stattdessen am östlichen Ostfeld Flächen für eine „angemessene örtliche Entwicklung“ festzulegen. Die Flächen am Höllberg und am Haßberg seien aufgrund der schwierigen Topographie (starke Hanglage) nicht für eine Weiterentwicklung des Ortsteils geeignet, heißt es zur Begründung. Im Ortsteil Stübecken wird angeregt, am westlichen Ortsrand nördlich der Dorfstraße eine Wohnbaufläche für die örtliche Entwicklung festzusetzen.
In Deilinghofen sieht der Regionalplan bislang noch ein Gewerbegebiet vom Hönnetal kommend am Ortseingang beidseitig der Hönnetalstraße vor. Das soll entfallen und stattdessen eine Gewerbefläche in Landhausen festgelegt werden. „Es ist städtisches Ziel, an dieser Stelle östlich von Deilinghofen keine Erweiterung des Ortsteils vorzunehmen zugunsten des Natur- und Landschaftsschutzes. Mit dem Friedhof in Deilinghofen ist der Ortsteil Richtung Osten städtebaulich abgeschlossen“, so die Stadt. Die Fläche in Landhausen sei bereits als Suchraum im Gewerbeflächenkonzept des Märkischen Kreises mit einer insgesamt guten Eignung für eine Gewerbeentwicklung aufgeführt worden. Für Deilinghofen ist eine Erweiterung des bestehenden Gewerbeparks geplant.
Eisenbahnschleife soll neu erschlossen werden
Auch für die Westiger Eisenbahnschleife soll das Gewerbegebiet Richtung Westen erweitert werden. „Das Gewerbegebiet Eisenbahnschleife ist derzeit nicht voll entwickelt. Ca. 14 Hektar Gewerbefläche sind zwar im Bebauungsplan festgesetzt, werden aber als solche nicht genutzt. Ein wesentlicher Grund dafür ist die nicht optimale Erschließung“, heißt es in der Stellungnahme. Die Stadt Hemer möchte das Gewerbegebiet auf Höhe des Sportplatzes direkt an die L682 Iserlohner Str./Westfalenstraße anbinden. Bei der Erweiterung um insgesamt 2,4 Hektar Fläche handele es sich aus städtischer Sicht um eine sinnvolle Arrondierung des vorhandenen Gewerbegebiets.
Naturschutz und Erholung verbinden
Ein weiteres wichtiges Thema sind die Naturschutzflächen. Der Regionalplan sieht den Duloh und den ehemaligen Übungsplatz Deilinghofen als Bereich für den Schutz der Natur (BSN) vor. „Eine komplette Ausweisung als BSN im Bereich Duloh und Deilinghofen würde die Erholungsnutzung erheblich einschränken“, befürchtet die Stadt.
Aufgrund des starken Naherholungsdrucks auf beide Flächen wird angeregt, den Duloh und die Flächen am Sauerlandpark in Deilinghofen als Bereiche für den Schutz der Landschaft und Landschaftsorientierte Erholung und nicht als BSN-Flächen auszuweisen. Um Apricke und Riemke könnten dann ökologisch hochwertige Teilbereiche voll geschützt werden.
Hemer gibt auch weitere Anregungen. Aus Sicht der Stadt sollte auch die Wiederherstellung des Haltepunkts „Klusenstein“ als Bedarfshalt an der Hönnetalbahn in die Liste der Bahnhaltepunkte aufgenommen werden. Dieser real existierende Haltepunkt stelle den idealen Ausgangspunkt für Wanderungen durch das Naturschutzgebiet Hönnetal dar.
Bereits seit vielen Jahren planen die Städte Menden, Hemer, Balve und Neuenrade die Errichtung eines „Hönnetal-Radwegs“. Auch wenn die Trassenführung schwierig sei, sollte der Hönnetal-Radweg in den Regionalplan aufgenommen werden, um dieses bedeutsame Vorhaben auf regionaler Ebene zu unterstützen, so die Stadt.
Erhebliche Bedenken werden die geplanten Erweiterungsflächen des Steinbruchs Griesenbrauck an der Stadtgrenze zu Iserlohn angemeldet.
Quelle: IKZ Ralf Engel