Wartezeit auf einen Handwerker steigt auf 60 Tage

Corona spaltet das Handwerk: Dachdecker kommen kaum nach, Bäcker haben Probleme, Friseure kämpfen um Existenz. Die Corona-Pandemie spaltet auch das Handwerk in Krisengewinner und -verlierer: Während sich bei Dachdeckern, Malern und Fliesenlegern die Aufträge stapeln, kämpfen Dienstleister und Lebensmittelhandwerker ums Überleben. Das ergab die Frühjahrsumfrage der Handwerkskammer Düsseldorf, die auch das westliche Ruhrgebiet abdeckt. „Vor allem die Bauwirtschaft steht sehr gut da“, sagte Kammerpräsident Andreas Ehlert, „große Sorge mache ich mir um Kosmetiker oder Fotografen, denen wirklich der Boden unter den Füßen weggezogen wurde. Hier geht es um die blanke Existenz.“ Bei den Umsätzen und den Auftragsbeständen seien die Unterschiede besonders groß: „Da geht die Schere zwischen Dachdeckern und Friseuren sehr weit auseinander“, so Ehlert. Trotz aller staatlichen Krisenhilfen müssten viele Betriebe ihre Rücklagen aufbrauchen, um durchzuhalten. Die Krisenhilfen seien zu kompliziert angelegt.

Im Bauhaupt- und Ausbaugewerbe melden drei von vier Unternehmen stabile oder steigende Umsätze, ihre Aufträge reichen im Schnitt für 8,6 Wochen – damit müssen Kunden aktuell eine Woche länger warten als noch im Herbst. Mit der Nachfrage haben auch die Preise deutlich angezogen, der Verbrauchspreisindex im Baugewerbe zog seit der Herbstumfrage um 25 Punkte auf 140 an, während er im Lebensmittelhandwerk stagniert.

Dagegen beklagt in den Gesundheitsberufen wie Hörakustiker oder Augenoptiker schon jeder zweite Betrieb sinkende Umsätze, in den Lebensmittelhandwerken wie Bäcker und Metzger fast zwei von drei (63 Prozent), ähnlich sieht es in den Autowerkstätten aus. Am schlechtesten geht es den personenbezogenen Dienstleistungen wie Friseuren, Kosmetikern, Maßschneidern und Goldschmieden: Acht von zehn Betrieben klagen wegen der Corona-Beschränkungen über Umsatzrückgänge.

Der Konjunkturindex im Handwerk an Rhein und Ruhr stieg seit dem Herbst leicht an – um zwei Punkte auf 115. Dies durchaus mit regionalen und lokalen Unterschieden: Während das Geschäftsklima in Düsseldorf und am Niederrhein leicht nachgab, stieg es im westlichen Ruhrgebiet an. Besonders stark im Raum Mülheim/Oberhausen – von 108 auf 115, in Essen um vier Punkte auf 114. Dagegen sank die Zuversicht der Betriebe in Duisburg – hier rutschte der Index deutlich von 112 auf 105 ab.

Quelle: IKZ Stefan Schulte