Es ist ein Plan, um den uns viele Städte beneiden“, sagte Christian Schweitzer am Mittwoch in der Sitzung des Schulausschusses, „wir müssen nicht darüber sprechen, dass Schulen geschlossen werden, sondern wir müssen darüber reden, wie wir Raum an den Schulen schaffen. Das zeigt, dass die Schullandschaft in Hemer auf gesunden Füßen steht.“ Der neue Schulentwicklungsplan war neben den Haushaltsplanberatungen der wichtigste Punkt auf der Tagesordnung.
Die Schulentwicklungsplanung wurde in der vorgelegten Fassung beschlossen, die aktuelle Fünfzügigkeit der Europaschule bleibt bestehen. Falls es erforderlich wird, soll in einzelnen Jahren eine Mehrklassenbildung in Abstimmung mit der Schulleitung erfolgen. Aufgrund der festgestellten baulichen Prioritäten wird am Woeste-Gymnasium ein neuer zweigeschossiger Pavillon mit zehn Klassen errichtet. An der Realschule erfolgt der Neubau eines Vier-Klassen-Hauses, entsprechende Mittel für die beiden Schulen werden jährlich 2024 in den Haushalt eingestellt.
Eines, was direkt deutlich wurde, nachdem Jürgen Thomaßen aus dem Planungsbüro Thomaßen Consult aus Köln den neuen Schulentwicklungsplan im Ausschuss vorgestellt und erläutert hatte, war die Zufriedenheit darüber, dass Hemers Schullandschaft gesund ist. Auch von Jürgen Thomaßen gab es dafür einen an Verwaltung und Politik gerichteten Glückwunsch.
Für die Woesteschule soll über Neubau nachgedacht werden
„Die Vorstellung eines Schulentwicklungsplanes ist immer ein Highlight und ist für die Politik ganz wichtig. Damit wird verlässlich gearbeitet, dieser Plan ist unersetzlich. Wir haben hier ein gutes Orientierungswerk bekommen. Es ist toll, dass der Plan ohne Schulschließung auskommt. Alle Schulen bleiben in ihrer Existenz erhalten und sind vital. Das zeigt, dass Hemer sich als Bildungsstadt etabliert“, erklärte der CDU-Vorsitzende Martin Gropengießer, „wir haben eine vielfältige, bedarfsgerechte Schullandschaft mit vielen Ausrichtungen“.
Man müsse sich aber immer deutlich machen, dass es eine Planung sei, und etwas auch mal abweichen könne. „Gibt es Nachsteuerungsbedarf, kann man das in diesem Ausschuss thematisieren“. SPD-Vorsitzende Inge Blask lobte ebenfalls: „Dieser Schulentwicklungsplan gibt eine Menge Orientierung. Uns fällt ein Stein von Herzen, dass alle Schulen Bestand haben. Die Dringlichkeit für die Bauvorhaben an der Realschule und am Gymnasium tragen wir gerne mit“, sagte sie.
Sorge bereite der SPD aber die Woesteschule, für die auch Investitionen in Höhe von 800.000 Euro angesetzt wurden, wenn auch nicht in der dringlichsten Priorität. Sie formulierte den Wunsch, dass die Verwaltung einen Neubau der Woesteschule prüfe. „Ist ein Gebäude, das aus der Jahrhundertwende stammt, sinnvoll? Was kommt an weiteren Kosten auf uns zu“, fragte die Sozialdemokratin. „Den Bedarf an der Woesteschule sehen wir auch, und wir haben uns bewusst gegen die Einstellung der Mittel in den Haushalt entschieden. Wir sind zuversichtlich, dass wir eine gute Lösung finden“, kündigte der Bürgermeister an, dass es in Kürze neue Informationen in dieser Angelegenheit geben könnte.
Entwicklung an der Realschule soll beobachtet werden
Auch Peter Brand (FDP) zeigte sich erfreut über den neuen Schulentwicklungsplan, gab aber zu bedenken, dass man die Entwicklung der Schülerzahlen an der Realschule im Auge behalten müsse. „Das müssen wir beobachten, damit die Schulvielfalt in Hemer bestehen bleibt“, sagte der Liberale. Stutzig gemacht haben ihn, dass die priorisierten Baumaßnahmen an der Realschule und am Gymnasium jeweils mit vier Millionen angesetzt werden. Christian Schweitzer erläuterte, dass in den Summen durchaus noch Verschiebungen geben werde, die Maßnahmen an der Realschule könnte günstiger, die am Gymnasium zum Beispiel teurer sein. „Heute kann man sich noch nicht ganz genau an den Zahlen orientieren, die Bauprojekte sind in der Tat sehr unterschiedlich“, so der Bürgermeister.
Auch die GAH und die UWG zeigten sich vom Schulentwicklungsplan überzeugt, brachten aber noch die Pendlerzahlen ins Spiel, die auch immer auf die Schülerzahlen Einfluss nehmen. Für die Linken fragte Daniela Wieland nach, inwieweit Schulleitung und Lehrer im Vorfeld in die Raumplanung ihrer Einrichtungen eingebunden wurden. „Die Planung ist unabhängig von Wünschen, sondern anhand von Standards entstanden“, erläuterte Jürgen Thomaßen, und Christian Schweitzer ergänzte, dass die Ergebnisse im Anschluss mit den Schulleitungen besprochen wurden.
Digitalisierung und Schulausstattung im Fokus
Die Anbindung von drei Grundschulen an das Glasfasernetz läuft aktuell unter anderem in der Innenstadt.
Bei den Haushaltsplanberatungen des Schulausschusses am Mittwoch im Alten Casino hat Fachdienstleiterin Ute Baecker die Schwerpunkte beschrieben. „Das sind unter anderem die Digitalisierung und die Ausstattung der Schulen“, sagte sie in der Sitzung. Insbesondere seien die Anbindung der Deilinghofer Schule, der Freiherr-vom-Stein-Schule und der Wulfertschule an das Glasfasernetz bis Ende 2021 eine wichtige Maßnahme. „Dazu kommen die Fertigstellung der Vernetzungs- und die Verkabelungsarbeiten in der Europaschule“, erläuterte die Chefin des Schul-und Sportamtes. Fördermittel aus dem Digital-Pakt seien beantragt, um die mit diesen Mitteln möglichen Maßnahmen an den Schulen umsetzen zu können. Zwischenzeitlich seien zwei Förderanträge gestellt worden, der erste noch vor Weihnachten.
Der Medienentwicklungsplan soll erst in der nächsten Sitzung des Schulausschusses durch die Südwestfalen-IT vorgestellt und den Rat beschlossen werden. „Den Schulen entstehen hierdurch aber keine Nachteile. Es wurden aus der Schulpauschale 2021 insgesamt 170.000 Euro für die erforderliche Beschaffung von Hard- und Software eingeplant. Falls neue Sofortausstattungsprogramme des Bundes und der Länder unterjährig aufgelegt werden sollten, kann hier auch auf Eigenanteile der Kommune zurückgegriffen werden“, erklärte sie.
Hinsichtlich der Ausstattung seien wie immer die Bedarfsmeldungen der Schulen berücksichtigt worden. So steht für die Hemeraner Grundschulen die weitere Beschaffung von multifunktional nutzbarem Mobiliar für die Klassenräume – auch im Hinblick auf die Nutzung im Rahmen der Betreuung – im Fokus. An der Europaschule besteht der dringende Wunsch, einen Konferenzraum für den Fachbereich „Darstellen und Gestalten“ umzugestalten. Dafür wurden einschließlich der baulichen Maßnahmen ungefähr 60.000 Euro vorgesehen, die aus den Mitteln der Schulpauschale 2021 finanziert werden sollen.
Zudem teilte Ute Baecker mit, dass die Fördermittel des Landes für den Einsatz von weiteren Bussen für die Schülerbeförderung nach den vorliegenden Informationen bis zum 28. März zur Verfügung stehen. Geplant sei, diese auch wieder zu beantragen und wie vor den jüngsten Weihnachtsferien Reisebusse auf den Linien, die zur Europaschule und dem Woeste-Gymnasium fahren, einzusetzen.
Quelle IKZ Carmen Ahlers