Dann wird sich die Wirtschaft im Sommerhalbjahr wieder erholen können“, sagte Prof. Torsten Schmidt, Konjunktur-Experte beim RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung in Essen, dieser Zeitung.
In seiner jüngsten Konjunkturprognose geht das RWI davon aus, dass die deutsche Wirtschaftsleistung im Jahr 2020 um etwa 5,4 Prozent sinkt. Im September – vor dem dramatischen Anstieg der Corona-Neuinfektionen und dem zweiten harten Lockdown – lag die Prognose bei 4,7 Prozent Minus. Der zweite Lockdown treffe die Wirtschaft aber wohl nicht so hart wie der im Frühjahr.
NRW, so Schmidt, dürfte etwas besser abschneiden als der Bund, weil der Konjunktur-Einbruch hier nicht so tief gewesen sei: „Etwa fünf Prozent Minus bei der Wirtschaftsleistung ist realistisch.“ Länder mit einer starken Autoindustrie seien mehr in Mitleidenschaft gezogen. Davon ist auch Südwestfalen mit seiner starken Automobil-Zulieferindustrie betroffen.
Insgesamt scheine sich die Industrie in NRW jedoch recht schnell zu erholen. Hauptgrund: Die gute Auslandsnachfrage.
Auch der Arbeitsmarkt ist laut RWI in NRW „überraschend robust“. Sollte sich aber der Lockdown noch länger hinziehen, dürfte es viele Insolvenzen und damit auch mehr Arbeitslose geben.
Etwas größere Sorgen machen sich die Wirtschaftsforscher um das Ruhrgebiet. Zwar seien die kurzfristigen Folgen für das Revier wie Kurzarbeit und steigende Arbeitslosigkeit „etwas weniger dramatisch als für andere Ballungsräume“, so RWI-Experte Uwe Neumann. Ein Grund zur Freude sei das aber nicht. Denn das Ruhrgebiet kämpfe mitten in der Krise weiter mit seinen strukturellen Problemen. „Die Großkonzerne befinden sich im Zusammenhang mit der Digitalisierung und dem Klimawandel im Umbau und sind in unterschiedlichem Maße zusätzlich von der Coronakrise betroffen. Die Region brauche wohl länger als NRW, um wieder „an Fahrt zu gewinnen“.
Quelle: IKZ Matthias Korfmann