Hemers Wirtschaftsförderer Felix Mohri ist zum Ende des Jahres zur Stadtverwaltung Bochum gewechselt. Seine Stelle ist noch nicht neu besetzt worden, wird aber ausgeschrieben. Übergangsweise ist Kirsten Staubach im Hemeraner Rathaus Ansprechpartnerin für die Unternehmen. Im Interview erzählt der studierte Raumplaner, warum er sich zum Wechsel nach Bochum entschieden hat, was er in Hemer gelernt hat und was er von der Felsenmeerstadt als Wirtschaftsstandort hält.
Wie war die erste Woche in der neuen Arbeitsstelle? Haben Sie sich schon eingewöhnt?
Ja, wie es so in der ersten Woche ist. Man sieht viele neue Gesichter, lernt viele Leute kennen und bekommt einen Überblick, was die Themen aktuell sind.
Was sind denn Ihre neuen Aufgaben?
Ich arbeite in Bochum beim Amt für Stadtplanung und Wohnen für die Abteilung Stadtentwicklung. Das Sachgebiet, dem ich angehöre, ist für die Erstellung von Entwicklungskonzepte und Rahmenplanung zuständig. Konkret wird es wohl erst einmal um den Masterplan Einzelhandel gehen und um die Entwicklung von Flächen hin zur Wohnbebauung.
Das hört sich an, als wäre es ein anderes Aufgabengebiet, aber irgendwie auch nicht?
So ist es letztendlich. In Hemer waren Wirtschaftsförderung und Stadtplanung eng verbunden. Es ist auch immer so gewesen, dass ich auch in Absprache mit Frau Staubach Aufgaben der Stadtplanung übernommen habe. Und sie andersherum genauso Aufgaben der Wirtschaftsförderung übernommen hat. Letztlich hat man durch die Tätigkeit als Wirtschaftsförderer eine klassische Schnittstellenfunktion inne, was ein vielfältiges Aufgabengebiet mit sich bringt.
Was haben Sie aus Hemer mitgenommen?
Einen superguten Einblick in die Abläufe einer kommunalen Verwaltung. Da Hemer ja eine kleinere Stadt ist und das Team relativ klein ist, hat man als Wirtschaftsförderer und Stadtplaner viele Aufgaben übernehmen können. Es war ein wildes Potpourri an Aufgaben. Es war nie langweilig und es laufen neue Aufgaben ein. Das war sehr schön. Es war ein guter Einblick in das Verwaltungswesen, da es ja auch mein erster Job in einer Kommunalverwaltung war. Viele Aufgaben und Aufgabenbereiche durfte ich kennenlernen. Das wäre in größeren Verwaltung anders gewesen. Mitgenommen habe ich zudem gute Kontakte zu den verschiedenen Kollegen und Kolleginnen aus dem Rathaus und vielen Mitgliedern der Wirtschaftsinitiative, die auch weiterhin bestehen bleiben.
Was war denn Ihre Aufgabe als Wirtschaftsförderer?
Das Thema Regionale war sicherlich das Hauptthema. Das weiterhin voranzubringen, die Anträge zu stellen, der Austausch mit der Südwestfalen Agentur ging meist auch über mich. Obwohl die Angelegenheit natürlich eine Teamarbeit ist. Die Ausbildungsbörse, die Aufstellung von Bebauungsplänen und der Breitbandausbau gehörten auch dazu. Und immer wieder auch neue Themen.
Bochum und Hemer sind ja auch wirtschaftlich sehr unterschiedlich. Wie sehen sie denn den Wirtschaftsstandort Hemer?
Ich denke, der ist sehr gefestigt. Es sind viele Firmen ansässig, die auch Weltmarktführer im jeweiligen Bereich und europaweit bekannt sind. Viele Firmen sind im kleinen Maßstab immer weiter gewachsen. Und in ihrem Metier sind sie sehr gut und in der Welt gut angesehen. Das ist natürlich der Vorteil und zeichnet Hemer als Wirtschaftsstandort auch aus.
Gibt es auch eine Kehrseite?
Gleichzeitig besteht auch wie in vielen anderen Kommunen das Problem, dass die Gewerbeflächen fehlen. Viele Unternehmen benötigen einfach mehr Platz, den wir gerne gewährt hätten. Es ist nur nicht möglich, weil man keine Gewerbefläche ausweisen kann. Das ist das Problem, was Hemer hat. Das wird man aber sicherlich in den Griff bekommen.
Wie sehen die Zukunftsaussichten aus?
Mit dem Gewerbepark Deilinghofen haben wir ein Gewerbegebiet, was recht neu ist. Das ist positiv. Da wird man auch neue Flächen hinzugewinnen. Gleichzeitig hat man an der Eisenbahnschleife Flächen die gewerblich genutzt werden könnten, aber aus verschiedensten Gründen dieser Nutzung bisher nicht zugeführt werden können.
Was war denn der Grund für den Stellenwechsel?
Ich komme aus Witten, aus dem Ruhrgebiet. Und der Wechsel hängt schließlich an der Fahrtzeit. Die Fahrtzeit nach Bochum sind 20 Minuten, vielleicht 25, wenns mal hoch kommt. Mit der Bahn sind es nur 15 Minuten, das ist völlig entspannt. Nach Hemer waren es dann 35, 45 Minuten, teilweise mal ne Stunde, wenn der Verkehr dichter war. Das war schon ein bisschen schwieriger, gerade weil so auch viel Lebenszeit weitestgehend ungenutzt verloren geht.
Wie blicken Sie auf Ihre Zeit in Hemer zurück?
Überwogen hat, dass es meine erste Stelle war und das Team einfach wirklich überragend ist dort. Das muss man wirklich sagen. Die Wirtschaftsförderung war in meiner Anfangszeit als Stabstelle dem Technischen Beigeordneten, damals noch Herr Schweitzer, zugeordnet. Dementsprechend hat von Beginn an ein stetiger und enger Austausch mit ihm stattgefunden, was durchweg positiv war. Herr Schweitzer ist ein guter Kerl, fachlich überragend, jetzt Bürgermeister. Das ist natürlich eine super Situation für die Stadt, so jemanden an der Spitze der Verwaltung zu haben. Gleichzeitig habe ich in meiner Anfangszeit die bisherige Wirtschaftsförderin, Frau Staubach, vertreten. Sie hat mir den Einstieg leicht gemacht, war immer erreichbar und bei jeder Frage mit einem guten Rat zur Stelle. Umso schöner war es, dass wir nach ihrer Elternzeit gemeinsam im Fachdienst Stadtplanung und Wirtschaftsförderung arbeiten und Projekte umsetzen konnten.
Wie war es denn mit der Wirtschaftsinitiative?
Die Zusammenarbeit mit der Wirtschaftsinitiative hat auch immer super geklappt und man konnte einige Dinge gemeinsam anschieben und umsetzen. Letztlich wird das Motto „Zusammen in Hemer“ in der Stadt wirklich gelebt. Der Zusammenhalt und das Wir-Gefühl sind wirklich beeindruckend. Man merkt, dass die Leute Interesse haben, die Stadt weiterzuentwickeln und gemeinsam mit der Verwaltung an diesem Ziel arbeiten.
Wie haben sich Ihre Aufgaben seit der Corona-Krise verändert?
Es ging natürlich erst einmal nach Hause. Wir waren da auch sehr fortschrittlich als Verwaltung, dass wir vorher schon ins Home-Office gehen konnten. Aufgabentechnisch hatte sich herauskristallisiert, dass man die Unternehmen unterstützen musste, gerade auch den Einzelhandel.
Wir hatten dann recht zeitnah die Plattform „Wir kaufen lokal“ ins Leben gerufen. Hier konnten Einzelhändler auf ihre Produkte und pandemiebedingten Vertriebsmöglichkeiten aufmerksam machen. Im Anschluss an die Hochphase der ersten Welle ging es darum, die Unternehmen bei der Beantragung der Corona-Hilfen zu unterstützen und dabei zu helfen, durch diese Situation zu kommen. Ich glaube, dass das gut gelungen ist, weil die Unternehmen auch selbst gut aufgestellt sind.
Es gibt leider sehr wenige inhabergeführte Läden in der Innenstadt.
Ja, das ist die Entwicklung. Mit dem Sofortprogramm Innenstadt hat die Stadt aber auch Möglichkeiten, die Öffnung von inhabergeführten Unternehmen und Start-ups zu unterstützen. Gleichzeitig versuchen wir mit dem Regionale-Projekt der Stadtbücherei, generell eine Attraktivierung der Innenstadt zu erreichen. Das wird auch weitergeführt, und da tut sich was.
Quelle: IKZ Hendrik Schulze Zumhülsen