Auf 1,8 Kilometern wird die Landesstraße zwischen Tütebelle und Holmecker Weg komplett erneuert, inklusive Kanalisation, Gehwegen und Beleuchtung. Das Straßenbauprojekt betrifft vor allem rund 110 Anlieger, die durch den Straßenbaubeitrag mit insgesamt gut einer Million Euro zur Kasse gebeten werden. Entsprechend groß war am Dienstagabend das Interesse an der Bürgerversammlung der Stadtverwaltung in der Gemeindehalle. „Es war die größte Anliegerversammlung, die die Stadt je durchgeführt hat“, bilanzierte der Technische Beigeordnete Christian Schweitzer.
„Die Straßen, die uns seit ganz vielen Jahren quälen, packen wir an“, sagte Bürgermeister Michael Heilmann bei der Begrüßung. Konkret sind es rund 10 Millionen Euro, die Stadt und Land in die Infrastruktur des Ihmerter Tals und Ihmerts stecken, denn alle Landesstraßen wurden oder werden inner- und außerorts saniert.
Jeweils zwei Bauabschnittein den Jahren 2019 und 2020
Die Schlaglochstrecke auf der Landesstraße strapaziert die Bürger seit vielen Jahren. Auf der Ihmerter Straße fahren an Werktagen durchschnittlich 8600 Fahrzeuge, der Schwerlastanteil liegt bei vier Prozent. „Die Fahrbahn muss von Grund auf saniert werden“, erläuterte der Fachdienstleister Planung, Albrecht Buscher. Der Straßenunterbau aus den 60er Jahren, die Gewässerverrohrung, der Fahrbahnquerschnitt, die Gehwege und die Bushaltestellen entsprächen nicht mehr den Anforderungen. 2019 soll die Straße in zwei Bauabschnitten von der Tütebelle bis zur Kreuzung und 2020 von der Kreuzung bis Holmecker Weg neu gebaut werden. „Der Entwurf orientiert sich sehr stark am Bestand“, stellte Buscher den Vorentwurf vor.
Die Landesstraße wird künftig einen Querschnitt von 7,50 Metern haben, davon werden 1,25 Meter als „Fahrradangebotsstreifen“ abmarkiert. Dieser Schutzstreifen sei im innerörtlichen Bereich die bessere Lösung, als ein kombinierter Rad-Gehweg, so die Stadt. Die Fahrbahnen sollen nicht mehr durch eine Mittellinie getrennt werden. „Ohne Mittelmarkierung fahren Autofahrer um drei bis vier Stundenkilometer langsamer“, erläuterte Buscher. Die Gehwege werden mit 2,50 Metern Breite gepflastert.
Busse halten überwiegendauf den Fahrbahnen
Große Änderungen gibt es vor allem bei den Bushaltestellen, die alle barrierefrei ausgebaut werden. Die Busbucht vor der Tütebelle in Richtung Evingsen entfällt. Die Busse halten künftig auf der Fahrbahn. Neu gestaltet wird die Wendeplatte gegenüber. Vor der Tütebelle wird ein Zebrastreifen angelegt. Auf der Ostseite mit den Firmen Hübenthal und Lötters soll der Gehweg entfallen. Um Fußgängern den Fahrbahnwechsel sicher zu ermöglichen, wird vor der Firma Lötters ein zweiter Zebrastreifen markiert. Ab hier gibt es durchgehend beidseitige Gehwege.
In der Berkenhoff-Kurve (Einmündung Winkelstraße) wird die Bushaltestelle in Richtung Kreuzung verlegt. Die Busse werden vor Blumen Bodenstein auf der Fahrbahn halten, die Fahrbahn durch eine Mittelinsel getrennt. Zwischen Kurve und Ringstraße wird ein weiterer Zebrastreifen angelegt. Die Stadt möchte ab hier bis zur Kreuzung Tempo 30 ausweisen.
Die Busbucht in Fahrtrichtung Hemer vor dem Gewerbepark bleibt bestehen. Die Haltestelle am Friedhof in Richtung Evingsen wird zum Gewerbepark auf die Fahrbahn verlegt. Im weiteren Verlauf wird die durch die damals angelegte Abbiegespur für die geplante Ostfeld-Bebauung dreispurige Straße auf 7,50 Meter verschmälert. Die Randbereiche werden Anliegern zum Kauf angeboten.
Neue Zebrastreifen für Sicherheit der Fußgänger
Am Hassberg vor der Kirche bleibt die Busbucht. Auf der gegenüberliegenden Seite wird die Haltestelle in Richtung Einmündung Ihmerter Mühle auf die Fahrbahn verlegt. Vor der Kirche wird ein Zebrastreifen mit Mittelinsel angelegt. Auch die Busbucht am Holmecker Weg in Richtung Ihmert bleibt. Auf der Gegenseite wird eine neue Bucht in Richtung Holmecker Weg verlegt. Auch hier soll es einen Zebrastreifen geben. Baumpflanzungen oder „Straßenbegleitgrün“ sieht der Plan im gesamten Bereich nicht vor.
„Dieser Vorentwurf ist nicht in Stein gemeißelt“, betonte der Technische Beigeordnete Christian Schweitzer. Konkrete Bürgeranregungen und Änderungswünsche gab es nach der Informationsflut jedoch nicht, auch keine grundsätzliche Kritik am Ausbau. Vor allem die Beitragspflicht brannte den Bürgern unter den Nägeln. So beklagte ein Anlieger, dass nur der aufgestaute Reparaturbedarf zu dem jetzigen Straßenzustand und Erneuerungsbedarf geführt habe. „Die Straße entspricht in ihrer Funktion nicht mehr den Anforderungen. Zielsetzung war es nicht, die Maßnahme in die Beitragspflicht zu drängen“, betonte Schweitzer.
Wie hoch die zu erwartenden Kosten für die Anlieger sind, erläuterte die Stadt in einer anschließenden nicht öffentlichen Anliegerversammlung. Die Reaktionen danach waren ganz unterschiedlich. Sie reichten von Erleichterung über deutlich niedrigere Kosten als befürchtet und die Abrechnung frühestens 2022 über Erschrecken über hohe Summen für große Grundstücke bis hin zur völligen Ablehnung, weil Stadt und Land die Straße nicht erhalten hätten.
Bis zum 1. Juli haben Bürger jetzt Zeit, die Pläne im Rathaus oder im Internet einzusehen und Anregungen und Bedenken zu äußern. Eine Beratung des Entwurfs soll auch beim Bürgerverein erfolgen. Für den 4. September plant die Verwaltung einen Ausbaubeschluss durch den Fachausschuss.
Neben der Beitragspflicht waren die Folgen der Vollsperrungen und Sorgen vor langsamen Bauausführungen wie aktuell an der Tütebelle ein großes Thema. Die Sanierung der Westendorfstraße beginnt in der kommenden Woche. Anwohner befürchten, dass sich der Verkehr über Monate Schleichwege durch die Wohngebiete suchen werde.
Quelle: IKZ Ralf Engel