Auf der verkehrsberuhigten Hauptstraße stehen gleich mehrere Ladenlokale nebeneinander und gegenüber leer, was den trostlosen Eindruck noch verstärkt.

Ganze Häuserzeilen mit leeren Ladenlokalen

Leerstand auf der Hauptstraße wird zum Problem. Stadtentwicklungskonzept soll Lösungen aufzeigen. Leere Schaufenster, verschlossene Türen, jede Menge „Zu-vermieten-Schilder“: Wer durch die verkehrsberuhigte Hauptstraße bummelt, dem fallen die zahlreichen Leerstände im Einzelhandel auf.

Vor allem in einem Bereich der Hauptstraße/Ecke am Nöllenhof haben sich die Geschäftsschließungen in den vergangenen Monaten gehäuft. Nachfolger konnten bislang nicht gefunden werden – so ist ein leerer Platz entstanden. „Es ist eine problematische Situation“, bestätigt auch der Technische Beigeordnete Christian Schweitzer.

Ein Leerstandskataster wird im Rathaus nicht mehr geführt. Vor einigen Jahren noch waren die Freiflächen von der Wirtschaftsförderung erfasst worden. Aufgrund der großen Fluktuation war das Verzeichnis jedoch schnell wieder überholt, so dass die Fortschreibung nicht mehr erfolgte. Die letzte Erhebung gab es für das Einzelhandelsgutachten des Jahres 2011. Darin heißt es: „In der Stadt Hemer sind insgesamt 176 Einzelhandels- und Ladenhandwerksbetriebe ansässig, die insgesamt über eine Verkaufsfläche von ca. 48 100 Quadratmetern verfügen und einen Umsatz von 169 Millionen Euro erwirtschaften. Zum Erhebungszeitpunkt waren im Stadtgebiet 45 Leerstände (davon 33 in der Innenstadt) vorhanden“. Die Gutachter attestieren zwar eine Verbesserung der Versorgungsqualität vor allem durch die Einkaufscenter entlang der Hauptstraße/Bahnhofstraße. „Gleichzeitig ist jedoch festzustellen, dass auch die Zahl der Leerstände erheblich angestiegen ist, so dass nach wie vor strukturelle Probleme des Einzelhandelsstandortes bestehen“, urteilten sie.

Deutliche Angebotsdefizite in einigen Sortimenten
Diese Situation hat sich eher noch verschärft, denn durch die Schließung von Modegeschäften und eines Reisebüros haben sich die Angebote in sogenannten „zentrenrelevanten“ Sortimenten eher verschlechtert. Allein auf dem verkehrsberuhigten Stück der Hauptstraße steht ein Dutzend Ladenlokale leer. Das dürften über 1600 Quadratmeter Verkaufsfläche sein. Die Größenordnung reicht dabei von 30 Quadratmetern bis zu über 600 Quadratmetern im Stadtkern II. Viele Hausbesitzer versuchen seit Monaten vergeblich, Einzelhandelsflächen zu vermieten. Weitere Leerstände kommen auf der Hauptstraße bis zum Hemer Amt und in Richtung Niederhemer hinzu.
Deutliche Angebotsdefizite hatten die Gutachter in den Bereichen Unterhaltungselektronik, Bekleidung, Sport, Spielwaren, Foto und Schmuck festgestellt. Zumindest im Bereich Sport hat sich die Lage durch eine Neueröffnung verbessert.

Für die Stadtverwaltung ist die Entwicklung des Einzelhandels ein wichtiges Thema des Stadtentwicklungskonzeptes. „Wir müssen die Ist-Situation durch mehrere Bausteine verbessern, neue Ideen gemeinsam entwickeln“, betont Christian Schweitzer. Im Rahmen der Planungswerkstätten werden Gespräche mit der Wirtschaftsinitiative und dem Handel geführt, zu denen auch die Immobilieneigentümer mit eingeladen werden sollen. „Wir müssen ehrlich mit den Problemen umgehen. Die Verlagerung des Einkaufsverhaltens ist massiv, inhabergeführte Geschäfte sind überall rückläufig“, sagt Inna Gebel, Fachdienstleiterin Stadtplanung und Umwelt. Auf die einzelnen Immobilien habe die Stadt relativ geringen Einfluss, weil sie nicht Eigentümer sei. Problematisch seien längerfristige Leerstände, dort müsse auch über Zwischenlösungen für die Schaufenster nachgedacht werden. Aber auch städtebauliche Maßnahmen zur Erhöhung der Aufenthaltsqualität sieht Christian Schweitzer als Möglichkeit. Das Stadtentwicklungskonzept und die Regionale böten hier neue Chancen.

Wichtiges Thema auch in der Wirtschaftsinitiative
„Es kann auf keinen Fall so bleiben“, betont auch Georg Verfuß als Vorsitzender der Wirtschaftsinitiative. Die Tendenz zu Leerständen sei aber in allen Städten zu verzeichnen. Schon auf der Jahreshauptversammlung sei der Leerstand Thema gewesen, in der Beiratssitzung mit der städtischen Wirtschaftsförderung werde die Erhöhung der Aufenthaltsqualität und Aktionen gegen leere Schaufenster beraten.

Vergleichbare Probleme haben viele Innenstädte. Altena hat jetzt Zwischenbilanz eines Leerstands-Projektes gezogen. Neue Nutzer von Ladenlokalen können dort ihr Konzept acht Wochen gegen kleines Geld erproben. Der überschaubare Zeitraum hat manchen Mut gemacht, tatsächlich etwas auszuprobieren. Fünf Läden haben heute dauerhaft geöffnet.
Die Forderung aus dem sechs Jahre alten Einzelhandelskonzept hat Bestand: „Für die Stadt Hemer ist insbesondere die Weiterentwicklung der Innenstadt mit modernen, leistungsfähigen Angeboten von strategischer Bedeutung.“

Quelle: IKZ Ralf Engel

Auf der verkehrsberuhigten Hauptstraße stehen gleich mehrere Ladenlokale nebeneinander und gegenüber leer, was den trostlosen Eindruck noch verstärkt.