Das Herz des Dienstag gegründeten Ruhr-CIX ist ein Rechenzentrum in einem Gewerbegebiet in Dortmund. Datenpakete, die Unternehmen hin- und herschicken, oder Aufträge von Privatkunden, einen Film bei Netflix herunterzuladen, müssen künftig nicht erst zum zentralen Knotenpunkt nach Frankfurt geschickt werden. Die Weiterverteilung soll ab Jahresende in Dortmund stattfinden.
Je näher am Nutzer desto besser
„Der Trend geht zum Kunden hin. Je näher wir an den Unternehmen und privaten Nutzern sind, desto besser“, sagt Harald Summa, der als Pionier des Internets in Deutschland gilt und Geschäftsführer des DE-CIX. „Wenn man sich das heruntergeladene Video nicht erst in Frankfurt abholen muss, hat das eine ganz andere Qualität“, meint Summa und lobt den „Mut und Weitblick im Ruhrgebiet, in so etwas zu investieren“.
Zum Kreis der Investoren und Betreiber von Ruhr-CIX gehören die Telekommunikationsunternehmen Gelsen-Net (Gelsenkirchen), TMR (Bochum) und Dokom21 (Dortmund), die gerade das Glasfasernetz in 25 Ruhrgebietsstädten ausbauen. Das Netz soll aber bis nach Südwestfalen reichen.
Nach Angaben von Thomas Dettenberg, Geschäftsführer von Gelsen-Net, sei inzwischen die Hälfte des Ruhrgebiets mit Glasfaser ausgerüstet. „Jetzt müssen wir mit den Knotenpunkten näher an die Kunden. Die Rechenzentren werden die Fabriken der Zukunft sein“, so Dettenberg.
„Das Streamen von Videos wird jetzt ohne Verzögerung möglich sein“, kündigt TMR-Geschäftsführer Patrick Helmes an. Und Jörg Figura von der Dokom21 zeigt sich sehr zuversichtlich, dass der neue Internetknotenpunkt zusätzliche Unternehmen aus der IT-Branche ins Ruhrgebiet locken werde. „Grundstücke im Umkreis des Rechenzentrums haben wir bereits für Ansiedlungen reserviert“, sagt Figura.
Knoten für Südwestfalen noch offen
IT-Unternehmer und IHK-Präsident Andreas Rother begrüßt Ruhr-CIX
Ense/Dortmund Der Ausbau digitaler Infrastruktur ist eine dringende Notwendigkeit, für die Wirtschaft genauso wie für private Haushalte. Im Ruhrgebiet nimmt man mit dem „Ruhr-CIX“ einen neuen Anlauf, die Versorgung zu verbessern.
Andreas Rother, Digitalunternehmer aus Ense und Präsident der Industrie- und Handelskammer Hellweg-Sauerland begrüßt die Initiative in der Nachbarregion. „Die Latenzen dürften dadurch sinken, die Performance sich verbessern, wenn es solche regionalen Knotenpunkte gibt“, sagt Rother, dessen Unternehmen AHD mit Sitz in Ense und Dortmund selbst Partner von „DE-CIX“ ist.
AHD bietet Services rund um Datenspeicherung für zahlreiche Unternehmen. Die Server von Rother stehen dort, wo sich auch die Digitalgrößen Google, Amazon oder auch die großen Telekommunikationsunternehmen eingemietet haben. Die Rechenzentren in Frankfurt/Main, wo mehrere Serverlandschaften in zigfacher Fußballfeldgröße stehen, bilden, gemessen am Datenvolumen, den größten Knotenpunkt der Welt.
AHD ist einer der DE-CIX-Partner, „insofern fördern auch wir die Regionalität. Man muss sich das in Zukunft wie ein Gewebe vorstellen, das sich ausbreitet. So können Daten schneller fließen“, erklärt es der IT-Unternehmer. Wie sinnvoll dies sein dürfte, ließ sich in diesem Frühjahr an den Datenmengen ablesen, die durch die Corona-Pandemie in Deutschland noch einmal signifikant angestiegen sind.
Ob durch einen regionalen Knotenpunkt nicht nur die Unternehmen, sondern auch die Endkunden profitieren, hänge laut Rother ganz von den Inhalten ab, die angeboten werden. Da die Dokom21 und auch Gelsen-Net auch Privatkunden haben, liegt dies nahe.
Dadurch, dass die Datenmengen stetig steigen, sei der Aufbau weiterer Knoten interessant. Ob es auch in Südwestfalen einen eigenen Knoten geben müsste, müsse man sehen, so Rother.
Quelle IKZ Frank Meßing / Jens Helmecke